ÖKO-TEST weist rufschädigende Kritik des GDV zurück

ÖKO-TEST weist rufschädigende Kritik des GDV zurück
Wie erwartet hat der sich der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auch zur Untersuchung von betrieblichen Direktversicherungen in der aktuellen Ausgabe des ÖKO-TEST-Magazins zu Wort gemeldet. Der Test hatte ergeben, dass Direktversicherungen für die Versicherten selten ein gutes Geschäft sind insbesondere Männer und Frauen über 50 einen schlechten Schnitt machen und bei einem Arbeitgeberwechsel herbe Einbußen drohen. Vorwurf des GDV: Die Testmethode basiere auf falscher Methodik und falschen Annahmen und sei deshalb irreführend. Insbesondere habe ÖKO-TEST mit einer zu geringen Lebenserwartung gerechnet.
Dazu sagt ÖKO-TEST: ÖKO-TEST hat mit den Werten der Anbieter gerechnet – das sind die Daten, die der Verbraucher bei Vertragsabschluss erhält und auf deren Basis er seine Anlageentscheidung treffen muss. Das ist keine Irreführung, sondern eine faire und für Verbraucher zielführende Testmethode. Anhand der von den Anbietern ausgewiesenen Renten inklusive Überschuss – so wie die Versicherer sie derzeit prognostizieren – hat ÖKO-TEST zunächst berechnet, wie lange ein Arbeitnehmer leben und die in Aussicht gestellte Betriebsrente erhalten muss, um eine durchschnittliche Rendite in Höhe von 4,45 Prozent pro Jahr (das bringen sichere, nicht spekulative Geldanlagen durchschnittlich) auf seine Einzahlungen zu erzielen. Bei dieser Testmethode spielen Lebenserwartungsannahmen gar keine Rolle, das ist simple Finanzmathematik. Das Ergebnis war trotzdem erschreckend: Je nach Anbieter und Einstiegsalter müssen Betriebs-Rentner im günstigsten Fall 84,9 Jahre alt werden. Im schlechtesten Fall sind es sagenhafte 125,7 Jahre. Kurz: Die Chancen auf eine angemessene Rendite sind sehr gering, wenn nicht sogar ausgeschlossen.
Vorwurf des GDV: Es sei falsch, mit den Lebenserwartungsannahmen des Statistischen Bundsamtes (DESTATIS) zu rechnen.
Dazu sagt ÖKO-TEST: Die Versicherer müssen zweifelsohne vorsichtig kalkulieren. Doch dabei kann man auch übertreiben. Kurioserweise kalkuliert die Branche ausschließlich bei Rentenversicherungen mit einer sehr hohen Lebenserwartung. Bei der Kalkulation von Risiko- und Kapitallebensversicherungen gehen die Versicherer eher vom Gegenteil aus. Hier bleibt die einkalkulierte Lebenserwartung sogar meilenweit hinter den von ÖKO-TEST angesetzten Werten zurück. So hat nach Kalkulation der Versicherer ein 2008 neu geborenes Mädchen laut Sterbetafel für Rententarife eine Lebenserwartung von 103 Jahren. Soll für dasselbe Mädchen eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen werden, rechnen die Versicherer jedoch nur mit einer Lebenserwartung von 77 Jahren. Das ist ein Unterschied von mehr als einem Vierteljahrhundert – und wirft die Frage auf, ob Sterbetafeln nach Bedarf konstruiert werden. Basis der ÖKO-TEST-Berechnungen waren zudem nicht die Zahlen, die DESTATIS als allgemeine Sterbetafel ausweist. Gerechnet hat ÖKO-TEST mit der Lebenserwartung der Deutschen, wie sie das Statistische Bundesamt in seiner Prognosetafel für die Zukunft und unter Berücksichtigung des neuesten medizinischen Fortschritts unterstellt. Und hier geht auch DESTATIS nach eigenen Angaben von einer vergleichsweise hohen Lebenserwartung aus. Darüber hinaus – das hätte der GDV im Testbericht zu den Direktversicherungen nur nachlesen müssen – hat ÖKO-TEST sehr wohl berücksichtigt, dass sich zu Rentenbeginn nur jene Arbeitnehmer für die Rentenleistung entscheiden, die sich noch gesund fühlen und von einer mindestens normalen Lebenserwartung ausgehen. Der Vorwurf des GDV, Selektionseffekte seien nicht berücksichtigt, ist also nachweislich falsch.
Vorwurf des GDV: ÖKO-TEST habe bei seinen Berechnungen die gesetzlich vorgeschriebenen Risikoüberschüsse nicht einkalkuliert.
Dazu sagt ÖKO-TEST: Auch das ist falsch. Sofern die Branche jene vorgeschriebenen ’75 Prozent der Risikogewinne’ in die garantierten und prognostizierten Renten einkalkuliert hat, sind sie auch in das Testergebnis eingeflossen. Denn ÖKO-TEST hat alle Berechnungen auf Basis der Angaben der Versicherer gestützt. Höhere als die von den Anbietern in Aussicht gestellten – ohnehin unverbindlichen – Überschussrenten hat ÖKO-TEST aber nicht unterstellt. Das wäre schließlich reine Spekulation – darauf, dass viel mehr Betriebsrentner sterben als von den Anbietern kalkuliert wird, und darauf, dass die Anbieter den überlebenden Betriebsrentnern dann infolgedessen eine höhere Rente zahlen.
Vorwurf des GDV: Es sei ein methodischer Fehler, die Rentenrenditen mit der Rendite sicherer Bundesanleihen zu vergleichen. Denn erstens schwanke das Zinsniveau stark, zweitens habe ÖKO-TEST die beim Kauf von Anleihen anfallenden Kosten nicht berücksichtigt und drittens böten die Versicherer unerreichte Kalkulationssicherheit.
Dazu sagt ÖKO-TEST: ÖKO-TEST hat seine Benchmark mit großer Sorgfalt gewählt – und keinesfalls nur einzelne ‘gute Jahre’ herausgepickt. Im Gegenteil: Die langfristige Durchschnittsrendite sicherer Bundesanleihen in den vergangenen 30 Jahren lag bei 6,5 Prozent, insofern hat ÖKO-TEST seine Benchmark mit 4,45 Prozent sehr moderat gewählt – und einen üppigen Kostenpuffer einkalkuliert. Die vom GDV gepriesene ‘unerreichte Kalkulationssicherheit’ gilt zudem keinesfalls für die in Aussicht gestellten Renten inklusive Überschuss. Denn die Höhe der Überschusserträge ist vollkommen ungewiss, wie Bezieher von Leibrenten in den vergangenen Jahren oft leidvoll erfahren mussten: Ihre Rente wurden infolge rückläufiger Erträge oft drastisch gekürzt. Wirklich sicher sind auch Betriebsrentnern daher nur die garantierten Rentenleistungen – und deren Rendite hat ÖKO-TEST lediglich mit der Verzinsung eines sicheren Sparbuchs von 1,23 Prozent verglichen. Auch diesen Wert erreichen die meisten Direktversicherungen jedoch nicht. Die Rendite auf die garantierte Rentenleistung lag – je nach Musterfall und Anbieter – im schlechtesten Fall bei minus 0,05 Prozent, im besten bei 1,38 Prozent.
Vorwurf des GDV: ÖKO-TEST hätte die steuerlichen Vorteile von Direktversicherungen unterschlagen.
Dazu sagt ÖKO-TEST: Der Fördereffekt besteht bei Tarifen zur Entgeltumwandlung in erster Linie in einer Steuerstundung und weniger in echter Steuerersparnis. Die Beiträge sind zwar bis zum förderfähigen Höchstbetrag (derzeit 4.344 Euro) steuerfrei, dafür ist die spätere Rente in voller Höhe steuerpflichtig. Wie sich das auswirkt bzw. ob und wie hoch der Steuervorteil ist, hängt sehr stark vom Einzelfall und den Modellannahmen über die Höhe der künftigen Steuerbelastungen ab. Außerdem: Wer die steuerliche Förderung berücksichtigt, muss auch die Sozialabgaben einbeziehen – und hier ist der Fördereffekt sogar negativ. Denn gesetzlich Krankenversicherte können zwar Beiträge bis zum Höchstbetrag von derzeit 2.544 Euro sozialabgabenfrei einzahlen. Dafür müssen sie auf die spätere Rente jedoch den vollen Beitrag zur Kranken- und Pflegeversicherung zahlen – und zwar Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil. Das sind – nach Einführung des Gesundheitsfonds und einem Beitragssatz für die GKV von voraussichtlich 15,5 Prozent – insgesamt bis zu 18,6 Prozent. Diese Zusatzbelastung ist ein echter Renditekiller. Kurz: Die Berücksichtigung von Fördereffekten hätte wahrscheinlich zu weit schlechteren Ergebnissen geführt.
Übrigens: Eine aktuelle Studie der renommierten psychonomics AG in Köln zum Vertrauen der Verbraucher auf Testurteile bei Versicherungstests hat festgestellt: Bekanntheit und Vertrauen dominieren – ÖKO-TEST und Finanztest liegen vorn. Außerdem: ÖKO-TEST schlägt Finanztest
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